Inspiration statt Ratgeber — Schrei(b) so laut du kannst «… Weil ich der Wissenschaft keinesfalls ihre Daseinsberechtigung absprechen möchte, sage ich: Psychologie ist vielleicht zu einfach geworden, denn in quasi allen Fällen können wir mit folgendem kleinsten gemeinsamen Nenner als Währung hantieren: Angst. Liebe kennt keine Angst. Aber Angst kennt nur sich selbst. Der moderne Mensch ist über sein Denken und Interpretieren hinaus seelisch oder spirituell obdachlos geworden. Es scheint ihm schwer zu fallen, zu akzeptieren, dass er nicht die hundertprozentige Kontrolle über sein Leben, seine Zukunft, geschweige denn über das Universum an sich hat. Es fällt ihm schwer, sich fallen zu lassen. Es fällt ihm schwer, nicht die Verantwortung für die offenbare Gesetzmäßigkeit zu übernehmen, dass wir alle — dass auch die Menschheit per se nicht ewig bestehen wird und schließlich alle spurlos von dieser kosmischen Oberfläche getilgt werden. Auch wenn Energie nicht verschwindet — sie ändert die Form, unaufhaltsam.
Weil diese Realität, diese Wahrheit so harsch erscheint, flüchten wir uns in virtuelle Realitäten — und damit meine ich nicht nur die Welt der Videospiele, des Internets, der Promis oder der Schnapspralinen. Wir flüchten uns in moralische Traumvorstellungen und in Handlungsmuster, denen quasi eine eigene Göttlichkeit zugrundeliegt. Denn ein anderer Aspekt meiner persönlichen praktischen Psychologie neben der Angst ist: die Sucht…… Wir stellen uns selbst jedenfalls viel zu wenige Fragen. Und meine Arbeit verschreibt sich indirekt dem Stellen von Fragen… Ich verpflichte mich dazu, den Menschen beim Fragenlernen zu helfen… Hierzu möchte ich mit gutem Beispiel vorangehen und die völlig überraschenden Ergebnisse meines Tagebuchprojekts präsentieren. Überraschend insofern, indem ich erkannt habe, was mich eigentlich nicht schlafen ließ, was mir eigentlich Sorge bereitete, was oder wer mir wichtig war — und wie ich mich seelisch lange Zeit selbst misshandelte.»