Viola Maybach hat sich mit der reizvollen Serie «Der kleine Fürst» in die Herzen der Leserinnen und Leser geschrieben. Alles beginnt mit einem Schicksalsschlag: Das Fürstenpaar Leopold und Elisabeth von Sternberg kommt bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Ihr einziger Sohn, der 15jährige Christian von Sternberg, den jeder seit frühesten Kinderzeiten «Der kleine Fürst» nennt, wird mit Erreichen der Volljährigkeit die fürstlichen Geschicke übernehmen müssen.
«Der kleine Fürst» ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Katharina von Braunfels gefiel es in Frankfurt. Dies war ihr erster Besuch in der Stadt am Main, von der sie gehört hatte, sie sei »eine kleine Großstadt«. Die Hochhäuser sprachen indes eine andere Sprache, fand sie, aber es würde ihr schon noch gelingen, herauszufinden, ob Frankfurt nun groß oder klein war. Sie selbst war im Süddeutschen aufgewachsen, in einer ländlichen Gegend, auf dem Gut ihrer Eltern. Seltsamerweise fand sie erst jetzt, da sie Mitte zwanzig war, Freude am Reisen. Früher war ihr das elterliche Gut als Paradies erschienen — warum hätte sie es also verlassen sollen? Aber mit den Jahren war das Interesse an anderen Ländern und fremden Regionen des eigenen Landes gewachsen, und so hatte sie sich immer häufiger aufgemacht, um sie zu erkunden. An diesem Wochenende war nun also Frankfurt an der Reihe, die Bankenstadt. Ein Grund dafür, dass sie sich Frankfurt als Reiseziel ausgesucht hatte, war Janina von Schallenberg. Die beiden so ungleichen jungen Frauen hatten einander auf dem Gut von Katharinas Eltern kennengelernt: Janina war begeisterte Reiterin. Wenn sie Urlaub machte, nahm sie ihr Pferd mit und brauchte dann einen Stall, wo sie es unterstellen konnte. Da die Familie Braunfels unter anderem eine Pferdepension betrieb, waren Katharina und Janina einander auf dem Gut begegnet und hatten sich schnell angefreundet. Beim Abschied hatte Janina gesagt: »Besuch mich doch mal ein Wochenende in Frankfurt, Kathy! Ich würde mich wirklich freuen.« Sie hatten häufig miteinander telefoniert, und irgendwann hatte Katharina beschlossen, Janinas Einladung anzunehmen. Schon jetzt fand sie, dass das eine gute Entscheidung gewesen war. Sie blieb stehen und sah sich suchend um — das hier war doch die Hauptwache? »Kathy, da bist du ja!« Janina mit ihren kurzen roten Haaren kam eilig auf sie zu. Sie hatte in der Bank, in der sie arbeitete, noch etwas zu erledigen gehabt, deshalb war Katharina ein paar Stunden allein unterwegs gewesen an diesem Samstagvormittag.