Ihr Werk ist Selbstdarstellung, ihre eigene Existenz ihnen wichtiger als jede andere Wirklichkeit: Casanova bleibt dabei unbefangen und naiv auf der Oberfläche sinnlichen Erlebens, Stendhal durchsucht sein Seelenleben nach Handlungsmotiven, Tolstoi befragt sich darüber hinaus nach der Gesinnung, die ihn in seinem Tun bestimmt. Da ihre Perspektive allerdings auf das Innen beschränkt bleibt und Objektivität nicht erlangen kann, bleiben sie bei aller Beobachtung doch »Dichter ihres Lebens«.
Diese Biografie der drei Lebenskünstler und Schriftsteller Casanova, Stendhal und Tolstoi ist in typisch Zweigscher Manier wieder ein gelungenes Werk geworden. Zweig stellt hier unter der Idee, dass ein Fortschritt stattfindet zwischen dem Erleben, dem Sich-Selbst Beschreiben und dem Sich Selbst Hinterfragen, die angegebenen drei Dichter hintereinander. Casanova ist für ihn der Lebemensch. er schildert ihn uns in der gewohnten Weise, in dem er wieder und wieder um den Menschen Casanova herumgeht, in ihn hineinblickt, ihn für uns leben, sprechen, schreiben, lieben lässt. So sehen wir Casanova als den oberflächlichen Genussmenschen, der keine Chance auslies, sein Leben bunt zu erweitern, der aber die Begriffe Reue und Moral nie empfand oder lebte. Erst an seinem Lebensende verfasst er die Memoiren, für die er heute unvergesslich ist – aber diese sind keine Innenschau, sondern pure Beschreibung eines prallen Lebens.
Stendhal hingegen zeigt uns Zweig als den ersten Hineinschauer ins eigene Ich, als den, der akribisch seinen eigenen Empfindungen und Motivationen hinterherjagte.