Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit ist der Titel eines Aufsatzes, den Walter Benjamin 1935 im Pariser Exil verfasste. Er erschien erstmals 1936 unter dem Titel «L'oeuvre d'art à l'époque de sa reproduction mécanisée» in der Zeitschrift für Sozialforschung, in einer redaktionell überarbeiteten und gekürzten französischen Übersetzung. Benjamin vertritt darin die These, dass die Kunst und ihre Rezeption selbst, insbesondere durch die Entwicklung von Photographie und Film, einem Wandel unterworfen sind. Dies geschehe zum einen durch die Möglichkeit der massenhaften Reproduktion, zum anderen durch eine veränderte Abbildung der Wirklichkeit und damit einer veränderten kollektiven Wahrnehmung. Zudem verliere in diesen Prozessen das Kunstwerk seine Aura, was in der Folge wiederum die soziale Funktion der Medien verändere. Die durch die Reproduzierbarkeit entstehende kollektive Ästhetik biete zwar die Möglichkeit der Entwicklung hin zu gesellschaftlicher Emanzipation, berge aber auch die Gefahr der politischen Vereinnahmung, wie zeitgenössisch am Aufstieg des Faschismus deutlich werde.
Benjamin bezeichnete seine Schrift als die “erste Kunsttheorie des Materialismus, die diesen Namen verdient”. Während zu Benjamins Lebzeiten und in der direkten Nachkriegszeit die Rezeption des Aufsatzes begrenzt war, wurde der Text in den 1960er und 1970er Jahren wiederentdeckt. Seit Mitte der 1980er Jahre gilt er als eines der Gründungsdokumente der Kultur— und Medientheorie der Moderne.
Diese letzte autorisierte Fassung wurde erstmals 1955 in dem zweibändigen Sammelwerk Schriften veröffentlicht, 1963 als eigenständige Schrift, neben den Aufsätzen Kleine Geschichte der Photographie und Eduard Fuchs, der Sammler und der Historiker, in Drei Studien zur Kunstsoziologie und 1972 im Band I der Gesammelten Schriften herausgegeben. Veröffentlichungen, Besprechungen und Rezeptionen nehmen in der Regel auf diese Fassung Bezug.