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Aus dem Buch:
«Frau von Piennes brachte den ganzen Abend damit hin, sich so Phantome zu schaffen, sie zu zerstören, sie zu verbessern. Sie mochte nicht zu Frau Darsenay fahren und, um ihrer selbst noch sicherer zu sein, erlaubte sie ihrem Kutscher auszugehn und wollte sich früh schlafen legen… Sobald sie diesen hochherzigen Entschluß aber gefaßt hatte und in keiner Weise widerrufen konnte, machte sie sich klar, daß er eine ihrer selbst unwürdige Schwäche sei, und bereute ihn. Vor allem fürchtete sie, Max möchte die Ursache ahnen; und da sie vor ihren eigenen Augen sich den wirklichen Grund ihres Nichtausgehens nicht verbergen konnte, kam sie dahin, sich bereits für schuldig zu halten, denn einzig ihre Befangenheit Herrn von Salligny gegenüber erschien ihr als Verbrechen. Sie betete lange, fand sich aber dadurch nicht erleichtert. Ich weiß nicht, um wieviel Uhr sie endlich einschlief; sicher ist, daß, als sie aufwachte, ihre Gedanken ebenso verwirrt waren wie am Vorabend; und ebenso weit war sie davon entfernt, einen Entschluß fassen zu können.»
Prosper Mérimée (1803–1870) war ein französischer Dramatiker, Historiker, Archäologe und Autor von Kurzgeschichten. Zu seinen bekanntesten Prosawerken zählen Mateo Falcone, Tamango (beide 1829), Die Bartholomäusnacht (1829), Die etruskische Vase (1830), Die Venus von Ille (1837), Colomba (1840) und Carmen (1845).