Schulamokläufe sind ein ergiebiges Thema für eine linguistische Diskursanalyse: Sie sind zeitlich klar zu fassende Ereignisse, die eine die gesamte Gesellschaft umfassende Welle der Berichterstattung nach sich ziehen. In Pressetexten werden individuelle Beobachtungen, wissenschaftliche Erklärungsansätze und legislative Maßnahmen unentwegt neu ausgehandelt und diskursiv vernetzt. Verschiedenste Sprecher_innen — von Fachleuten, Politiker_innen bis hin zu Betroffenen — kommen zu Wort und prägen den Diskurs mit.
Das öffentliche Wissen über das Phänomen Schulamoklauf speist sich zuallererst aus seiner journalistischen Vermittlung. Entscheidungen über den Umgang der Gesellschaft mit dem Problem werden daher innerhalb des Rahmens getroffen, den die Perspektiven der unterschiedlichen Medien überhaupt erst erzeugen.
Die pragma— und textlinguistische Analyse eines Korpus aus Bild-Zeitung, Süddeutscher Zeitung, taz, Spiegel und Spiegel Online, ergänzt durch Texte einschlägiger Expert_innen, soll diese Dynamiken der Wissenskonstitution einer modernen Mediengesellschaft greifbar machen. Nicht das Phänomen des Schulamoklaufs als solches steht dabei im Vordergrund, sondern die Frage nach der kommunikativen Gestaltung des öffentlichen Raums.