de
Books
Nilgün Tasman

Ich träume deutsch … und wache türkisch auf

  • Caner Ustahas quoted7 years ago
    In der Nacht kroch ich unter Mines Bettdecke und hoffte, dass sie nicht böse auf mich war. Schließlich hatte ich ihr nicht geholfen.
    Sie war aber gar nicht böse auf mich, im Gegenteil, wir umarmten uns ganz fest, und Mine sagte: „Hey, mach dir keine Sorgen. Mir geht es gut.“
    Ich drückte mich noch fester an meine Schwester.
    „Denk an die Worte von Birsen Teyze und von Babaanne. Du musst Tinte lecken, gute Noten bringen, dann hast du mehr Freiheiten!“, flüsterte ich.
    Mine liefen die Tränen über das Gesicht: „Wie soll man denn mit gebrochenen Flügeln fliegen?“, fragte sie und lächelte.
  • Caner Ustahas quoted7 years ago
    Schau Babaanne, ich bin reich, ich bin reich!“, rief ich dann, und wenn ich damit um meine Babaanne herumtanzte, sagte sie: „Kızım, gehen wieder mal deine Ziegen mit dir durch?“ Sie seufzte laut und versteckte ihr Gesicht, damit wir ihr Lachen nicht sehen konnten.
    „Wir sind doch nicht zum Lachen auf die Welt gekommen, sondern zum Arbeiten. Wer zu viel lacht, muss auch sehr viel weinen!“, sagte Babaanne immer.
  • Caner Ustahas quoted7 years ago
    „Nilgün, sag jetzt bitte, was mit dir passiert ist. Wer hat dich geschlagen?“
    Ich konnte kaum sprechen, weil wieder dieser Kloß in meinem Hals war, aber Anne war ganz außer sich und schüttelte mich.
    |56|„Ich habe in die Hose gemacht und Schwester Annemarie hat mich geschlagen und alle Jungen haben mich nackt gesehen. Ich habe gesündigt, Anne, muss ich jetzt in die Hölle?“
    Anne fing erneut an zu weinen, und wir gingen endlich nach Hause. Baba wollte zur Polizei, aber Anne war der Ansicht, dass uns niemand glauben würde. Schließlich seien wir nur Gastarbeiter, und an einer Nonne würde man in Deutschland nie zweifeln.
  • Caner Ustahas quoted7 years ago
    Bäcker Hägele war nicht weit weg von uns und ich durfte |48|ja auch ab und zu ganz alleine Brot kaufen gehen. Aber nur wenn Mine, Anne oder Baba zu Hause waren. Meine Anne würde das ja überhaupt nicht merken, dachte ich, und machte mich auf den Weg. Ich rannte, so schnell ich konnte, und kam endlich beim Bäcker an.
    „Drei Wassereis mit Apfel bitte.“
    Die mit Apfelgeschmack waren die besten! Mine kaufte sich immer die mit Cola-Geschmack und Helene liebte Erdbeere.
  • Caner Ustahas quoted7 years ago
    „Ja, komm, ich zeig dir mein Zimmer“, sagte Helene. Sie hatte ein eigenes Zimmer, ganz für sich alleine! Mein Herz schlug bis zum Hals und ich war sehr aufgeregt. Es war ein Prinzessinnenzimmer. Auf ihrem kleinen Bett saßen ganz viele Puppen und Stofftiere. Der Tisch und ihr Stuhl waren rosa und an den Wänden hingen Poster von Tierbabys.
fb2epub
Drag & drop your files (not more than 5 at once)