Eine griechische Idylle: eine Kaimauer, vor der kleine Fischerboote angebunden sind, sie lehnen still aneinander, träumen vor sich hin. Hinter dem Hafen, auf einer schmalen, von Mimosen beschatteten Halbinsel, steht eine winzige, alte Kapelle… Welcher Griechenlandreisende kennt diese Bilder nicht, kennt es nicht, über das noch schläfrige, tiefblaue Meer zu schauen, bis hin zum Horizont, wo alle Konturen sich verwischen, alles sich in Dunst auflöst…
Prof. Dr. Hans Eideneier schreibt im Vorwort des Buches: «Wird hier ein neues Genre deutsch-griechischer Erzählliteratur aus der Taufe gehoben? Ist das nur mein persönlicher Eindruck, dass hier eine Generation deutschsprachiger Frauen sich der griechischen Wirklichkeit stellt, reflektiert, zum Griffel greift und wunderbare Werke schafft? Selten oder eigentlich nie haben wir von deutscher Seite solche Stimmen vernommen, die in einer solchen Intensität, mit einer solch einfühlsamen Beobachtungsgabe sich so tief in die heutige Welt dieser Griechen eingehört haben, und jetzt selbst zu singen und zugleich die Seele der deutschen Menschen in Griechenland zu durchleuchten im Stande sind.»
Die Autorin lebt seit über 25 Jahren auf der griechischen Insel Naxos und kennt die Schicksale der Einheimischen, sowie die Sehnsüchte der Touristen. In ihrem Buch erzählt sie 17 Geschichten von Liebe, Urlaub und Entscheidungen unter der Sonne Griechenlands:
Ein Kiosk-Angestellter wird zum Liebeskönig gekrönt, eine Touristin beschließt plötzlich, auf der Insel zu bleiben, einheimische Männer warten auf frisch per Schiff ankommende Touristinnen, Liebesbeziehungen entstehen, Kinder werden geboren. Ein junger Mann besucht den paradiesischen Strand, an dem er gezeugt worden ist und ein Adoptivkind findet seine echte griechische Mutter. Ein anderer junger Tourist findet einen 'Herzbuben', entdeckt dadurch seine Homosexualität und in den seidigen Gewässern der Ägäis nimmt die Liebesbeziehung zweier Frauen ihren Anfang.
Die Zeit und das Schicksal, doch vor allem Brigitte Münchs Einfühlungsgabe, bis in die innersten Winkel der menschlichen Seele hineinzuleuchten und dafür Worte zu finden, die berühren, bewegen und fesseln, gestalten alle ihre Geschichten. Was sich in den Erzählungen wieder einmal eindrucksvoll bestätigt, ist, die geistige Eroberung eines fremden Landes kann nur über die Sprache geschehen. Durch eine 'symbolische' verwitterte blaue Tür führt sie uns auf eine Reise in die Ägäis: "Éla mésa! Kalós órises! — Komm herein! Sei willkommen …!"