Im Jahre 1944 kamen mich die beiden [Frauen] in Tirol besuchen. ´Meine Lieben`, sagte ich, ´der Krieg ist verloren. Wenn die Russen an die Weichsel kommen, ist es für euch höchste Zeit Böhmen zu verlassen. Packt das Beste zusammen, was ihr habt, eure Pelze, eure Wintersachen, das Silber, den Schmuck und auch das Gold. Vergesst mir bloß das Gold nicht. Wir werden es noch bitter nötig haben.`
Was ist noch von Wert in einer Zeit des Krieges? Wie lässt sich vorsorgen, wenn doch nichts vorauszusehen ist? Wie arrangiert sich der Mensch? Wer trägt welches Schicksal? Um diese und andere Fragen drehen sich die Erzählungen und Anekdoten in «Der Goldschatz von Böhmen».
Die österreichische Autorin Gertrud Fussenegger wurde 1912 in Pilsen, Österreich-Ungarn, geboren. Sie studierte Geisteswissenschaften, Kunstgeschichte und Philosophie in Innsbruck und München, wo sie 1934 zum Dr. phil. promoviert wurde. Ihr literarisches Schaffen begann Fussenegger mit historischen Romanen, die in unterschiedlichen Epochen spielen. Später kamen zahlreiche Erzählungen und Novellen sowie dramatische und lyrische Texte hinzu. Für die Anfänge ihres Schreibens und die späteren Kontroversen um ihre Person war ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus prägend. Fussenegger war Katholikin, Historikerin, Philosophin. Ihre Handlungen liegen oft im Spannungsfeld ambivalenter Themen wie Religion, Schicksal, Schuld und Verantwortung. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Fussenegger verstarb 2009 im Alter von 96 Jahren.