Es ist einerseits ein normaler Werktag, nämlich Mittwoch, der 15. März 2006, ein Tag kurz vor dem Beginn der Leipziger Buchmesse, und es sind andererseits die Iden des März, ein Datum, an dem sich einst Caesars Schicksal vollendete und für den jungen Werther die Leiden ihren Anfang nahmen. Zugleich ist dies für eine Reihe von Autorinnen und Autoren ein Moment ihres Lebens, den sie in einem mehr oder weniger kurzen Tagebuchtext festgehalten haben. Hier wird Interesse geweckt und vielleicht sogar Neugier befriedigt: was haben kreative Menschen an einem ganz bestimmten Tag getan — sei es Alltägliches und Banales, sei es Bedeutsames und Wichtiges. Der eine hört noch rasch den Anrufbeantworter ab, die andere feilt an ihrem neuen Prosatext, 'das Buch als Stimme, der Text als Körper', und jemand lobt 'diese Reduktion des ausufernd Diarischen auf einen Punkt, einen Tag', denn es sei die Absage an die große Confession. Wenn man dann noch eine 'Vorfrühlingsbedrückung' in der Form eines Email-Austausches über einen Bettenkauf sozusagen hautnah miterleben kann, dann sind aus den altrömischen 'Iden' tatsächlich amüsante 'Identitäten' geworden.