In “Der verschwundene Kanzleirat” schildert Scherfig das unerfüllte Leben des Kanzleirates Teodor Amsted, der nach außen hin ein Vorbild an Fleiß und Pflichterfüllung abgibt, heimlich aber alles versucht, um dem regelgebundenen Alltag als Beamter und Familienvater zu entfliehen. Durch die dramatische Flucht Amsteds beschreibt der Autor dessen unterdrückte Wünsche, die im Unterbewusstsein wachsen und wuchern und sich im Treffen mit der Natur und den Menschen, die in ihr leben, langsam aber sicher an die Oberfläche graben.
Hans Christian Scherfig (1905–1979) war ein dänischer Schriftsteller, Künstler und Kommunist. In Kopenhagen wuchs er in einer sehr konservativen Familie auf und studierte zunächst Zoologie und Dänisch, bevor er sich seiner eigentlichen Leidenschaft widmete: dem Malen. Besonders bekannt wurde er dabei für seine Lithografien, die auf fast naivistische Weise die Tiere des Urwalds idyllisieren.
Aufgrund eines Leidens, das sein Augenlicht immer schwächer werden ließ, konzentrierte er sich jedoch zunehmend auf das Schreiben, und verfasste in den Jahren 1938–1964 einige unbestrittene Klassiker der dänischen Literatur. Seine Romane zeichneten sich besonders durch die genaue Beobachtungsgabe des Autors und seinen satirischen Biss aus und genossen große Beliebtheit, und das nicht nur in Dänemark. “Der Skorpion” wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt. “Der verschwundene Kanzleirat” und «Der versäumte Frühling” wurden jeweils in den 70'er und den 90'er Jahren erfolgreich verfilmt.