Agnes Günthers Die Heilige und ihr Narr (1913) gehört mit über 140 Auflagen und der Anzahl gedruckter Exemplare jenseits der Millionengrenze zu den erfolgreichsten deutschen Büchern.
Das Buch wurde von Hunderttausenden zwischen den beiden Weltkriegen gelesen und konnte die Klassiker an Beliebtheit weit hinter sich lassen. Es ist eine Art Märchen, dessen Protagonistin, eine Prinzessin, für eine überirdische Atmosphäre sorgt, in der die Menschen empfindsam sind, ihre Gefühle rein und alle Niedertracht ihnen fremd ist.
Sie verehrt ihren künftigen geliebten Ehemann, einen hochgewachsenen Mann, der stolze Festigkeit besitzt. Die Prinzessin wird liebevoll “Seelchen” genannt, ein Name, der sich nicht nur auf ihre Gabe des zweiten Gesichts bezieht, sondern auf ihre ganze Persönlichkeit. Sie steht in der deutschen Literatur für die Ergebenheit, Empfindsamkeit und Reinheit, die den angesehenen Tugenden der Weiblichkeit zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts entsprachen.