'Tenderenda der Phantast' ist eine Bizarrerie von unvergleichlichem Charme, ein vielfach gesprungener Zeitspiegel der Jahre 1914–1920, ein experimenteller Weltflucht- und Bildungsroman und insofern das poetisch-karnevalistische Gegenstück zu Balls theoretisch-reflexivem opus magnum 'Die Flucht aus der Zeit'. Der in die Schweiz emigrierte Dichter begegnet dem preußischen Militarismus mit Hohngelächter «aus käsiger Verzweiflung»; er macht in Tenderenda tabula rasa gegen die Kriegstreiberei korrumpierter deutscher Dichter und Denker. Verspielt und grimmig zugleich zappt der Erzähler durch die politischen und geistesgeschichtlichen Trümmerfelder – in der vergeblichen Hoffnung, Distanz und Halt zu gewinnen.
Der als “work in progress” entstandene, an mancher Soiree erprobte Text gilt als «geheimes Vermächtnis” des Dadaismus. Lang lebte er nur in der Erinnerung einzelner Dada-Gründerväter fort, bis er 1967, 40 Jahre nach Balls Tod, in einer limitierten Ausgabe ediert wurde.