Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, das Kinderheim Sophienlust gehören wird. Die beiden sind echte Identifikationsfiguren. Dieses klare Konzept mit seinen beiden Helden hat die zu Tränen rührende Romanserie auf ihren Erfolgsweg gebracht.
Man konnte Vera Heinrich kaum übersehen. Sie war groß, überschlank und stets apart gekleidet. Das herrliche Haar trug sie in einem schweren Nackenknoten, eine Frisur, die ihr wunderbar zu Gesicht stand. Dieses fein gezeichnete schmale Gesicht war es, was Denise von Schoenecker zu denken gab. Sie las darin Unrast, Zweifel und Sorge.
Denise verbrachte einen kurzen Urlaub in der herrlichen Bergwelt der Alpen, um sich nach einer schweren Erkältung zu erholen. Die Sonne hatte inzwischen ihre Haut gebräunt und ihren lebhaften dunklen Augen die alte Leuchtkraft wiedergegeben. Schon für den nächsten Tag erwartete sie ihren Mann, der sie nach Schoeneich zurückbringen würde.
An diesem letzten Abend kam Denise von Schoenecker mit Vera Heinrich ins Gespräch. Es war die stille Dämmerstunde nach dem Abendessen. Die Hotelgäste saßen auf der Terrasse, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Da bat Vera Heinrich mit leiser Stimme um die Erlaubnis, sich neben Denise setzen zu dürfen, die einen Sessel abseits von den anderen gewählt hatte.
«Ich habe gehört, dass Sie ein Kinderheim leiten, Frau von Schoenecker», begann die junge Frau unsicher.
Denise nickte und lächelte ermutigend. «Ja, Sophienlust, das Haus der glücklichen Kinder, wie mein Sohn Nick gern sagt.»
«Ist es neugierig oder unbescheiden, wenn ich Sie bitte, mir ein wenig über dieses Heim zu erzählen?», fragte Vera Heinrich.
“Durchaus nicht, liebe Frau Heinrich. Es ist das liebste und wichtigste Thema meines Lebens.”