Ein Heft mit einem erzphilosophischen Titelthema und einer “sprachbedingten” Extraportion Frankfurter Schule (und Fußnoten!).
Los geht es nach der Einleitung mit Marc Hieronimus, der über den Sprachwandel nachdenkt und eine Typologie seiner Kritiker aufstellt. Stefan Rode vergleicht den frühen mit dem späten Wittgenstein und überlegt, ob der zweite den ersten richtig verstanden hat. Propädeutikum und Prolegomena zum Thema “Sprache” von Bdolf folgen, im Anschluss legt Michael Helming den zweiten Teil seiner Reihe «Sprech/Blasen/Laufen” mit Wandernotizen vor: Diesmal macht er in Meersburg Station, wo es neben Mesmer auch Fritz Mauthner zu bepilgern gilt. Der Hai von Judith Stieber geht in seine nächste Folge, welche seinen reichen Begriffsschatz für sein Alkoholproblem ins Bild rückt. Redaktionspraktikant Filbinger hat auftragsgemäß in 800 Zeichen erklärt, wie der Haubentaucher zu seinem Namen kam, und Johannes Witek beschäftigt sich semiprosaisch mit Selbstauskünften von Künstlern in der Zeitung. Abermals Filbinger hat den 100jährigen McLuhan beim Wort genommen, jedes Buch auf Seite 69 aufgeschlagen und aus den dort vorgefundenen ersten Sätzen einen Meta- bzw. Paratext geklöppelt. Das Nullsprech der Politikerkaste fasst Tina Wirtz für nachfolgende Generationen zusammen und aktualisiert damit Loriots Bundestagsrede. Vasile V. Poenaru berichtet aus Kanada, genauer: aus Québec über die dortige frankophone Separatistenbewegung. In einem Kurz&Klein-Spezial stellt Helming fünf ausgewählte Bücher zum Thema “Sprache” in unter 800 Zeichen vor. Hernach klärt Schneidegger auf der Kinderseite Lichtwelpe den Jungleser Jörg-Uwe über das Verhältnis von Sprache und Gedanken u.a. am Beispiel Heidegger auf. Aus dem Institut für Polytoxikomanologie und Perspektivismus liegt eine Mitschrift vom letzten Symposium («Hass – eine Ehrenrettung”) vor, das Bullshit im Alltagssprech behandelt. Georg Frost versucht sich an einer ästhetischen Optimierung des Alphabets und plädiert für die Abschaffung des W bzw. Wiedereinführung des Waw. Mit einer besonderen Art von Sprache – der der Werbung nämlich – und ihren ästhetischen, ethischen und sozialen Auswirkungen befasst sich Marc Hieronimus feat. Herby Marcuse. Dann wird das Titelthema – wie üblich – mit der größten Bratwurst der Welt abgerundet: Fünf Autoren geben ihren Senf ab zur Frage, was Bronze sei, wenn Reden Silber und Schweigen Gold ist.
Den Kofferraum des Hefts eröffnet Michael Helming, der mit Benjamins “Zur Kritik der Gewalt” im Zug unterwegs war (via Stuttgart!) und aufschreibt, inwiefern sich die Realität der Lektüre anpasst. Zwischendrin erledigt Johannes Witek einen belesenen Korrespondenten in acht Zeilen und die Herren Hieronimus, Magister Maier und Schneidegger liefern in “Pro domo et mundo” so was wie “finger food for thought”. Die Kurzrezensionen von Büchern (Kurz & Klein) und Zeitschriften (UntergRundschau) bestreiten in diesem Heft Bdolf, Helming und Magister Maier. Stefan Schulze Beiering behandelt im fünften und vorerst letzten Teil seiner Reihe zur Kritik der Geisteswissenschaften die Schizophrenie, die diese ihren Anhängern abverlangen. Frost und Schneidegger fassen “Das Gerede vom Sommer 2011” (in den Feuilletons) zusammen, außerdem gibt es die sechste Runde Tweetkesselchen und den aktuellen Auszug aus dem Totenregister. In der Reihe “Lebende & Leichen” stellt uns Jürgen Nielsen-Sikora den umtriebigen Schmidt-Phiseldek vor, der – von Herder und Kant beeinflusst – schon zu Zeiten des Wiener Kongresses über die Vereinigten Staaten von Europa nachzudenken wagte. Das Heft beschließt Georg Frost mit einer Geschichte der Philosophie in vier (bunten) Bildern, dann kommt die Rückseite mit Verlagsreklame für die neuen E-Books von Lichtwolf-Leuten.