Die traditionelle abendländische Anthropologie beruht auf dem Gedanken einer grundlegenden Doppelnatur des Menschen. Demnach ist der Mensch als Naturwesen ein Getriebener seiner Affekte und Impulse, als geistiges Wesen hingegen zu freier Selbstbestimmung befähigt. Der Mensch ist folglich ein Zwitter aus Animalität und Rationalität. Dem widerspricht der Heidelberger Philosoph und Psychiater Thomas Fuchs in seinem Festvortrag zur Verleihung des Bad Herrenalber Akademiepreises 2013: Der Mensch sei kein widersprüchliches Kentaurenwesen, sondern eine Einheit von Natur und Geist, vermittelt durch leibliche Sozialität. Wohl könne diese Einsicht die Widersprüche der menschlichen Existenz nicht aufheben, trage aber dazu bei, sie nicht zu unüberwindlichen Gegensätzen zu verfestigen.
Die Publikation “Leib, Geist und Kultur” enthält die Laudatio, den Festvortrag und den mit dem Akademiepreis ausgezeichneten Vortrag “Das Gehirn — Erbe der Seele?”