MORD IN DER MOHRENGASSE Im Original von Ödön von Horváth Ein Schauspiel in drei Akten Bearbeitung von Udo Jolly, auf Basis der vermutlich 1924 fertiggestellten Endfassung des Autors. Das kleine Stück ist ein gelungener Erstling eines begabten, aber noch unerfahrenen Dramatikers, sozusagen die Ouvertüre zum Gesamtwerk. Wesentliche Grundzüge der Horváthschen Dramatik sind in diesem Stück bereits sichtbar: Neben expressionistischen Elementen sind das etwa Schauplätze wie das familiäre Wohnzimmer oder eine für Horváth charakteristische Straßen-Situation vor der Kulisse eines heruntergekommenen Hotels und einer Bar. Dazu die Regieanweisung `Stille, in der "Bewusstsein und Unterbewusstsein miteinander kämpfen", und eine ganz eigene Art des Dialogs mit oft knappen Sätzen. Die Familiensituation wird als ausgesprochen konfliktgeladen gezeichnet, und die Stimmung wirkt eher gedämpft. Die Straßenszene spielt mitten im Milieu des Verbrechens. Die meisten der dort auftauchenden Figuren verfolgen dunkle Absichten, und es geht um Diebstahl, Prostitution und Mord. Insgesamt liefert der Text eine pessimistische gesellschaftliche Bestandsaufnahme, in der auch die eigene Familie keinen Zufluchtsort mehr bietet, sondern so hoffnungslos ist wie die Außenwelt. Bis zum letzten Moment eskaliert die Situation, und am Ende bleibt nur ein Hauch von Hoffnung.