Das Bildnis des Dorian Gray von Oscar Wilde - (Originaltitel: The Picture of Dorian Gray) ist der einzige Roman des irischen Schriftstellers Oscar Wilde. Eine erste Fassung erschien 1890 in Lippincott's Monthly Magazine aus Philadelphia, 1891 wurde bei dem Londoner Verlag Ward, Lock and Co. die heute bekannte, überarbeitete und erweiterte Fassung in Buchform veröffentlicht. Der seinerzeit als anrüchig geltende Roman war auch Gegenstand des Unzuchtprozesses gegen Wilde.
Die Hauptfigur, der reiche und schöne Dorian Gray, besitzt ein Porträt, das statt seiner altert und in das sich die Spuren seiner Sünden einschreiben. Während Gray immer maßloser und grausamer wird, bleibt sein Äußeres hingegen dennoch jung und makellos schön.
Handlung
Die Handlung setzt mit einem Gespräch zweier junger Männer ein, Lord Henry Wotton (genannt Lord Henry oder Harry), eines gebildeten Dandys, und des erfolgreichen Malers Basil Hallward. Ort des Geschehens ist Basils Atelier, das sich in einen Garten öffnet. Es geht um Kunst und Selbstinszenierung.
Hallwards im Atelier aufgestelltes Ganzkörper-Porträt des schönen, jungen Dorian Gray rührt Lord Henrys Neugier, so dass Hallward von seiner ersten, ergreifenden Begegnung mit dem jungen Mann zu erzählen beginnt, die ihn an "den Rand einer Lebenskrise" gebracht habe. Dorian Gray verleite ihn zu einer "neuen Kunstrichtung, die alle Leidenschaft der romantischen, alle Vollkommenheit des griechischen Geistes in sich einschließen soll". Es gehe in der Kunst jedoch um "abstrakte Schönheit", nicht um "Autobiographie", weshalb er sich weigert, das Porträt auszustellen - für ihn trägt es zu sichtbar die Spuren seiner eigenen "künstlerischen Vergötterung" Dorian Grays. Basil hat Vorbehalte, Dorian seinem Freund vorzustellen, da er einen negativen Einfluss Henrys auf den jungen Mann befürchtet.
Lord Henry lernt Dorian Gray kennen, der für Basil Modell steht. Wottons Ausführungen über die Selbstentfaltung des Menschen - ohne Furcht vor moralischen Vorstellungen - für einen "neuen Hedonismus" und über den körperlichen Verfall lösen in Dorian tiefe Bewegung aus. In Anspielung auf den Narziss-Mythos sieht Dorian nun zum ersten Mal sein Porträt, und "das Bewusstsein seiner eigenen Schönheit" überkommt ihn "wie eine Offenbarung". Zugleich halluziniert er den Verfall seiner Schönheit und empfindet Eifersucht auf das Bild. Deshalb wünscht er sich sehnlichst, sein Porträt möge an seiner Stelle altern. Basil bietet an, es zu zerstören, doch Dorian hindert ihn daran.
Lord Henry wird sich der Macht bewusst, die er über den jungen, "unbefleckten" Dorian ausübt, und beschließt, ihn nach seinem eigenen Vorbild wie ein Kunstwerk zu formen.
Von persönlichem Interesse bewegt, besucht Lord Henry seinen Onkel Lord Fermor, einen zurückgezogen lebenden, alten Junggesellen und snobistischen Adligen, wie ihn "nur England hatte hervorbringen können", um aus dessen Kenntnissen über Familienangelegenheiten der britischen Aristokratie Details über Dorian Grays Herkunft zu erfahren.
Eine Einladung Lord Henrys zur Tischgesellschaft bei seiner Tante Lady Agatha nimmt Wilde zum Anlass, die verschiedenen Typen der englischen Oberschicht zu karikieren. Wotton selbst brilliert mit seinen Ideen, verführt sich und die Anwesenden zu einem Rausch schwindelerregender Aphorismen und Paradoxien.