Hat Nabokovs berühmter Skandalroman Lolita womöglich einen gleichnamigen Vorläufer? Der Berliner Feuilletonist Heinz von Lichberg veröffentlichte 1916 eine Sammlung von Kurzgeschichten, deren eine Erzählung den Titel "Lolita" trägt und in Bezug auf Aufbau und Inhalt verblüffende Ähnlichkeiten zu Nabokovs Roman von 1955 aufweist. Da Nabokov von 1922 bis 1937 in Berlin lebte, könnte man annehmen, dass er von Lichbergs Geschichte kannte. Sind diese Übereinstimmungen bloßer Zufall, Plagiat oder vielleicht das Resultat unbewusster Erinnerung? Der Germanist Michael Maar spürt diesen Fragestellungen nach und untersucht genau die Indizien, um schließlich zu einer Antwort zu gelangen.
Der Germanist Michael Maar, 1960 geboren, lebt als Schriftsteller und Literaturkritiker in Berlin. Sein wohl bekanntestes Buch ist "Geister und Kunst. Neuigkeiten aus dem Zauberberg" (1995), für das er im selben Jahr den Johann-Heinrich-Merck-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung erhalten hat. Als Literaturkritiker beschäftigt er sich vor allem mit den Klassikern der Moderne und wurde im Jahr 2000 mit dem Lessing-Förderpreis für Kritik ausgezeichnet.