Als Erasmus 1467 in Rotterdam als Kind eines Geistlichen geboren wurde, ahnte niemand, dass er einmal ›Fürst der Humanisten‹ genannt werden würde. Er steht heute für die ›Renaissance des Nordens‹, für die Wiederbelebung der Literatur der Antike und für die Erneuerung der Bildung am Ausgang des Mittelalters. Durch seine umfangreiche Korrespondenz schuf Erasmus ein einzigartiges europäisches Kommunikationsnetz. Er stand im direkten Kontakt zu Päpsten und Kardinälen, zu Königen, Fürsten und deren Beratern, zu Reformatoren und Theologen und zu zahlreichen Humanisten. Die Dramen der Geschichte der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts spiegeln sich in der erasmischen Korrespondenz wie in einem Brennglas. Seine Gegenposition zu Luther ist für die deutsche Geschichte von besonderer Bedeutung, führte sie doch zu einem Auseinandergehen von Humanismus und Reformation. Mit Einfühlungsvermögen, großer Sachkenntnis und sprachlicher Eleganz zeichnet Wilhelm Ribhegge das Portrait des großen Europäers.